Starke Teams durch Wertschätzende Kommunikation


Einer der wichtigsten Faktoren für die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen ist Sinnhaftigkeit: Menschen, die ihre Beschäftigung als sinnvoll erachten, sind motivierter, wechseln weniger häufig den Job und sind bereit, auch anspruchsvolle Probleme zu lösen. Im Bereich der Pflege finden viele Arbeitnehmer:innen ihre intrinsische Motivation darin, Menschen gesund zu pflegen, beziehungsweise sie möglichst gut im Kranksein zu begleiten.

Die Sinnhaftigkeit ist also gegeben – zumindest in der Theorie. In der Praxis kämpfen Pflegefachkräfte mit Unterbesetzung, einer schwachen Lohnstruktur oder physischen und psychischen Belastungen. Das führt zur Resignation, der Sinn der eigenen Arbeit gerät aus dem Blick und viele kehren dem Beruf den Rücken zu.

Es ist klar, dass für diese Probleme sowohl systemische als auch politische Lösungen gefunden werden müssen. Bis diese endlich erarbeitet und umgesetzt werden, stellt sich für Führungskräfte die Frage: Was kann ich jetzt sofort, noch heute tun, um mein Team zu motivieren und zu stärken?

Eine Möglichkeit, die helfen kann, Mitarbeiter:innen wieder in Kontakt mit der Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit zu bringen, ist die Wertschätzende Kommunikation (nach Rosenberg). Im Zentrum dieses Kommunikationsmodells steht die Annahme, dass alle Menschen universelle Bedürfnisse haben und jede Aussage oder Handlung dazu dient, diese zu erfüllen. Eine Kommunikationsweise, die darauf ausgerichtet ist, diese Bedürfnisse am Arbeitsplatz benennen zu können und dabei von Führungskräften gehört zu werden, hilft Mitarbeiter:innen, wieder in Kontakt mit ihrer Sinnhaftigkeit zu kommen und ihrer Tätigkeit motiviert nachzugehen.

Das Ziel von Wertschätzender Kommunikation am Arbeitsplatz ist psychologische Sicherheit: Teammitglieder kennen ihre Bedürfnisse und wissen, was sie brauchen, um gut arbeiten zu können. Wenn ihnen etwas fehlt, dann fühlen sie sich sicher genug, um es anzusprechen. In der Realität läuft dieser Aushandlungsprozess nicht immer reibungslos ab. Oft fällt es Führungskräften schwer, empathisch auf die im Team geäußerten Bedürfnisse zu reagieren.

Das Modell der Wertschätzenden Kommunikation gibt den Beteiligten vier klare Schritte an die Hand, um in solchen Momenten angemessen zu reagieren:

  1. Beobachtung: Versuche wertfrei zu beschreiben, was der Auslöser für deine Anspannung ist.
  2. Gefühle: Welche Gefühle wurden durch die Situation bei dir ausgelöst?
  3. Bedürfnisse: Welches Bedürfnis wurde dabei erfüllt/nicht erfüllt?
  4. Bitte: Was könnte man das nächste Mal besser machen?

Wenn man diese vier Dinge kommuniziert, führt das erfahrungsgemäß dazu, dass das Gegenüber Verständnis für mich aufbringen kann. Andersrum kann ich selbst versuchen, diese vier Dinge bei meinem Gegenüber heraus zu hören, um selbst Verständnis aufbringen zu können.

Aus der Psychologie kommend wird die Wertschätzende Kommunikation mittlerweile zunehmend im Organisationskontext angewendet. Social Startups wie soulbottles oder einhorn arbeiten damit, aber auch in den Gesundheitsbereich hat sie Einzug gehalten – etwa im Deutschen Herzzentrum der Charité oder beim niederländischen Pflegedienst Buutzorg. Hier und andernorts arbeiten starke Teams, die durch Wertschätzende Kommunikation empowert sind.

Mehr Informationen und Räume zum Üben gibt es in unseren Seminaren zum Thema Wertschätzende Kommunikation in der Pflege:

Auf dem Bild ist die Autorin Eva Fischer vor einem Schreibtisch zu sehen

Die Autorin

Eva Fischer ist Mediatorin und begleitet Organisationen darin, eine offene und wertschätzende Konfliktkultur zu etablieren. Sie hat in Saarbrücken Kulturmanagement mit dem Fokus auf innovative Organisationskulturen und -strukturen studiert. Darauf folgten drei Jahre Berufserfahrung in einem New Work Unternehmen in Berlin und eine Jahresausbildung in der Gewaltfreien Kommunikation bei dwarfs and Giants.