Ausbildungsarbeit ist Teamarbeit – wie die praktische Pflegeausbildung gelingen kann
Welche Bedingungen sind für eine gelingende praktische Pflegeausbildung notwendig? Welche Rolle spielen dabei die Praxisanleiter:innen und welche Aufgaben kommen dem Pflegeteam und der Leitungsebene im Ausbildungsprozess zu?
Basierend auf den Ergebnissen einer Interviewstudie mit Praxisanleitenden geht der Artikel „Die praktische Ausbildung im Pflegeteam verankern“, der in der Zeitschrift Pflege Pädagogik 76, 41-44 (2023) erschienen ist, diesen Fragen nach. Unsere Mitarbeiterin Lucie Strauß (Dipl. Berufspädagogin) war Teil des Forschungsteams und hat sich gemeinsam mit der meco Akademie zum Ziel gesetzt, die Rolle der Praxisanleiter:innen zu stärken.
Auf Basis der qualitativen Interviewstudie wurden Kern- und Unterkategorien gebildet, die Merkmale einer gelingenden praktischen Pflegeausbildung aus Sicht der befragten Praxisanleiter:innen widerspiegeln. Die erste Kategorie Konzeptionelle Verankerung im Betrieb beschreibt, dass Praxisanleitende die Ausbildung ohne die Unterstützung der Leitungsposition nur erschwert umsetzen können. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Leitungsebene die Rahmenbedingungen, unter denen die praktische Ausbildung stattfindet, maßgeblich beeinflusst. Sind beispielsweise keine Praxisanleitungsstunden oder -tage im Dienstplan verankert, erleben Praxisanleitende die gesetzlich geforderten 10 % Anleitungszeit als Belastung. Darüber hinaus beschreiben Praxisanleitende die Herausforderung, die Ausbildung gemeinsam mit den Pflegeteams zu gestalten.
Durch die zweite Kategorie Lernförderliche Atmosphäre schaffen wird deutlich, dass sich vorwiegend Praxisanleiter:innen für die Auszubildenden und deren Position als Lernende in den Einrichtungen einsetzen müssen. Die Umsetzung dessen kann jedoch nur dann gelingen, wenn das Pflegeteam aktiv in die Lernbegleitung einbezogen wird. Dazu gehört beispielsweise die Etablierung einer Willkommenskultur, damit die Auszubildenden von Beginn ihres Einsatzes an als Teil des Pflegeteams anerkannt werden. An dieser Stelle ist der Querverweis zur ersten Kategorie herzustellen, denn nur wenn die Integration der Auszubildenden in das Pflegeteam im Leitbild der Einrichtungen verankert ist, kann sie erfolgreich umgesetzt werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Ausbildung nicht nur in den Anleitungsstunden, sondern auch in der täglichen Arbeit stattfindet.
In der dritten Kategorie Stärkung der Rolle von Praxisanleitung wird sichtbar, dass sich nicht-freigestellte Praxisanleiter:innen in einem permanenten Spannungsfeld zwischen Versorgungs- und Anleitungsauftrag befinden. Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen steht durchaus im Widerspruch zu den pflegepädagogischen Tätigkeiten. Sofern die Einrichtungen nicht die Möglichkeit haben, ihre Praxisanleitenden von der Versorgungsarbeit freizustellen, ist die Unterstützung durch die Leitungsebene und das Pflegeteam unerlässlich, um das Spannungsfeld aufzuweichen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Praxisanleiter:innen wichtige Ansprechpersonen bei der Anleitung von Nachwuchskräften sind, aber eine gelingende Ausbildung nur dann funktionieren kann, wenn alle Akteur:innen in das „Gemeinschaftsprojekt“ Ausbildung integriert sind. Das Thema Ausbildung muss als Unternehmensstrategie in den Einrichtungen eingeführt werden und die beteiligten Personen müssen sich der gemeinsamen Verantwortung bewusst werden.
Die Autorin
Lucie Strauß ist Diplom-Berufspädagogin für die Fachrichtung Gesundheit und Pflege. Nach ihrem Studium war sie zunächst an der TU Dresden als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Dort unterrichtete sie Studierende der Pflegepädagogik und wirkte an einer Studie zur aktuellen praktischen Pflegeausbildung mit. Nun entwickelt sie bei uns an der meco Akademie Projekte für die Pflege und wirkt an der Weiterentwicklung unserer Pflegeausbildung mit. Ihre Expertise erstreckt sich insbesondere auf die Pflegeausbildung und Praxisanleitung.